HQ 4th Line of C. Sub-Area war die offizielle Bezeichnung des Hauptquartiers der britischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz. Es war für alle britischen Belange in Vorbereitung der Potsdamer Konferenz, während ihrer Durchführung und für die Zeit kurz danach zuständig. Formiert wurde es bei der 21. Armeegruppe der Royal Army, in den Hammersmith Barracks in Herford. Zum Kommandeur des Headquarters wurde Brigadier Owen Murton Wales ernannt. Am 2. Oktober 1945 verfasste er einen Abschlussbericht über seine Tätigkeit.
Der maschinenschriftlich und in englischer Sprache erstellte Text konnte im Nachlass von Lettice Marston im Churchill Archives Centre an der University of Cambridge gefunden werden. Weitere Dokumente, die in den nachfolgenden Text einbezogen sind, befinden sich ebenfalls in privaten Nachlässen. Ein offizieller Bestand mit allen Akten zur Potsdamer Konferenz existiert (öffentlich zugänglich) weder bei der britischen Regierung noch beim Militär.
Owen Murton Wales – ein Waliser im Dienst Großbritanniens
Owen Murton Wales wurde am 1. Juli 1895 in Pontypridd (Wales) geboren. Sein Vater Henry Thomas Wales war Bergwerksingenieur. Seine Schulbildung erhielt Owen an der renommierten Repton School in Repton, Derbyshire. Das veröffentlichte Register der Schule enthält zu seiner Person folgende Angaben:
Wales, Owen Murton
Sept. 1909 — Hall, s. of H. T. Wales, Ty-Gwyn, Neath, Glam.
b. July 1, 1895. Ty-Gwyn, Neath, Glam.
Owens militärische Laufbahn begann vor dem 1. Weltkrieg. Die frühesten Daten dazu stammen vom 15. Dezember 1914. Die Zeitung „The London Gazette“ berichtet in ihrer Ausgabe von diesem Tag:
The South Wales Borderers.
Thomas Caradoc
Trevor Llewellin.
Owen Murton Wales
Im September 1917 diente er im 1. Bataillon der South Wales Borderers im Rang eines Lieutenants. Nach dem Krieg bei der britischen Armee in Indien, wo er den Rang Oberst (Colonel) erreichte. 1927 war er Vice-Captain des Crickhowell Cricket-Clubs. Während des 2. Weltkrieges war er Commanding Officer der 10. Brigade (1941/42) und der 163. Brigade (16.9.1943 bis 22.12.1944). In ihrer Ausgabe vom 1. Februar 1945 verkündete die „The London Gazette“, dass Temporary Brigadier Owen Murton Wales von den South Wales Borderers, Service No. 9132, geehrt wurde als „Commander of the Most Excellent Order of the British Empire“.
Im Frühjahr/Sommer 1945 war er Commander Staff & Services 4th Lines of Communication Sub Area, u. a. in Neubabelsberg.
Owen Murton Wales starb am 14. August 1969.
Bislang konnte nur ein Foto gefunden werden, auf dem er zu sehen ist. Dieses ist vom 28. Juli 1945 und zeigt ihn an der Seite des neuen britischen Premierministers Clement Attlee, als dieser seine Residenz in Neubabelsberg und die davor aufgereihte Scots Guard inspizierte.1https://www.trumanlibrary.gov/photograph-records/63-1456-71

Formierung des Hauptquartiers
Anfang Juni führte das Hauptquartier 4 L des Unterbereichs C in Appeldoorn in Holland ein friedliches und zufriedenes Dasein, mit nicht sehr viel Arbeit und in einer reizvollen Umgebung.
Am 10. Juni erhielt ich die Nachricht, daß mein Hauptquartier für eine besondere Aufgabe in Deutschland benötigt werde, und mir mitgeteilt wurde, mich am 12. Juni bei der Heeresgruppe 21 in Bad Oeynhausen zu melden, um weitere Befehle zu erhalten.
Mit einer kleinen Gruppe, bestehend aus vier Offizieren und wenig Personal, fuhr Wales nach Bad Oeynhausen. Am 15. Juni flog er in Begleitung von General Sir Ronald Weeks nach London. Aus seinem Stab waren dabei Lieutenant Colonel James William Ernest Rowland Gainher (1902 – 1955), Assistant Adjutant and Quarter Master General (Stellvertretender Adjutant und Generalquartiermeister), und Lieutenant Colonel C. L. Wicks, als Deputy Chief Staff Officer (Stellvertretender Stabschef) vorgesehen. Sie mussten sich im Büro des Kriegskabinetts einfinden, wo die Information über den geplanten Einsatz erfolgte. General Sir Hastins Ismay, Colonel Sir Eric Crankshawe und Miss Joan Bright waren ihre Hauptansprechpartner.
Es herrschte große Ungewißheit über die Operation, die Daten und der Ort waren noch unbekannt. Die Planung umfaßte einen Besuch beim Luftfahrtministerium, um die Vorbereitungen für einen Flugplatz in angemessener Entfernung vom Konferenzgebiet zu treffen, und in den Vorstufen der Planung der Funkverbindungen gab es viel zu tun. Nach einigen Konferenzen und drei Tagen sehr harter Arbeit erstellten wir einen Plan, der für den Anfang ausreichte, und flogen am 19. Juni nach Deutschland zurück. Zuvor war vereinbart worden, am 30. Juni Oberst Crankshawe, Joan Bright sowie einige wichtige Mitglieder des Kabinettsbüros und des Auswärtigen Amtes in oder in der Nähe von Berlin zu empfangen.
Wales Hauptquartier hatte in der Zwischenzeit von Appeldoorn nach Herford verlegt und in den Hammersmith Barracks, der vormaligen Estorff-Kaserne, Quartier bezogen. Die Planung des Einsatzes sowie die Formierung der dafür benötigten Kräfte standen als erste Aufgaben an. Das von Wales und seinen Leuten angeforderte Personal wurde ihnen zur Verfügung gestellt.
Meine letzte Schlachtordnung (Order of battle) umfasste die Second Army Signals, die 552 Army Tps Coy RE, die 718 Art Wks Coy RE, eine halbe Airfield Construction Group, die 2nd Bn The Scots Guards, die 50 G.T. Coy RASC, 535 G.T. Coy RASC, ein War Office Car Coy, ein DID und eine Mobile Feldbäckerei, ein Benzindepot, das No. 84 General Hospital, eine Feldhygiene-Abteilung, eine 109 C.M.P. Coy und eine Nr. 23 Feldsicherheits-Abteilung, eine halbe mobile Wäscherei- und Badeinheit, eine Feuerwehr, zwei Coys of Pioneers, ein Kassenbüro, eine Posteinheit, eine Druckerei, eine ATS Adm PL von über 100 und viele andere kleine „aber unverzichtbare Einheiten“. Das schien mir ausreichend, um die anstehende Aufgabe zu bewältigen.
Am 23. Juni 1945 kam die Mitteilung, dass Potsdam als Konferenzort ausgewählt worden war und die Unterbringung der britischen Delegation in Babelsberg erfolgen würde. Am 25. Juni sollte das Hauptquartier in Marsch gesetzt werden, „obwohl mein Stab“, so O. M. Wales in seinem Bericht, „noch lange nicht vollständig war und meine Einheiten weit verstreut waren“.
Am Abend des 24. Juni hielt ich meine letzte Stabsbesprechung ab und erteilte Befehle für die Verlegung des Hauptquartiers und für die schrittweise Eingliederung der Einheiten gemäß einem Programm, das sich über einen Zeitraum von mehreren Tagen erstreckte, wobei die Verantwortung für die Erteilung der Verlegungsbefehle von der Heeresgruppe des Hauptquartiers 21 übernommen wurde. …
Die unmittelbare Forderung war, daß ich so schnell wie möglich im Delegationsgebiet eintraf und genügend Personal mitnahm, um mein Hauptquartier einzurichten, die Verbindung mit der Armeegruppe des Hauptquartiers 21 herzustellen, die Unterbringung von den Russen zu übernehmen und einen vorläufigen Plan für die Zuweisung von Wohnungen und Büros an die britische Delegation zur Genehmigung durch die Vorhut zu erstellen. Diese sollte am 30. Juni eintreffen und am 2. Juli nach London zurückkehren. Eine weitere Aufgabe bestand darin, einen Flugplatz für den Empfang der Voraustruppe und der wesentlichen Vorräte zu übernehmen und die Verbindung zwischen ihm und dem Delegationsbereich herzustellen.
Auf dem Weg nach Neubabelsberg
Mit einem unter seiner Leitung stehenden und aus drei Offizieren bestehenden Aufklärungstrupp, darunter sein Dolmetscher Major Michael Victor Liakhovsky brach Wales am 25. Juni um 7 Uhr in Herford auf. Ihm folgte um 8 Uhr ein für die Lösung der anstehenden ersten Aufgaben ausreichender Voraustrupp. Am Nachmittag wollte er in Neubabelsberg eintreffen.
Über die Reichsautobahnen 3 bzw. 4 (die heutige BAB 2) erfolgte der Marsch ohne Probleme bis in die Nähe von Magdeburg. An der provisorischen Holzbrücke über die Elbe bei Hohenwarthe (als „Brücke der Freundschaft“ bezeichnet), die die Grenze zwischen der britischen und der russischen Zone bildete, musste um 11 Uhr ein Zwangsstopp eingelegt werden.
Gegen 18.00 Uhr wurde ich durch die Nachricht geweckt, daß ich und mein Voraustrupp die Erlaubnis erhalten hatten, nach Babelsberg weiterzufahren. Ich sandte sofort eine Nachricht an meinen Voraustrupp, sich zum Überqueren der Brücke bereit zu machen.
Vermutlich dauerte das Prozedere der Brückenüberquerung einige Zeit. Denn für die rund 120 Kilometer bis Neubabelsberg benötigte die Einheit wesentlich mehr Zeit als für die 236 Kilometer von Herford bis an die Elbbrücke.
Wir kamen am 26. Juni gegen 3.00 Uhr morgens an und wurden von General Kruglow und General Karanadze mit ihren Stäben empfangen, die alle in Uniformen und Goldborten sehr prächtig waren. Zuerst betonten sie, dass ich sie sechs Stunden hatte warten lassen, aber als ich mich revanchierte, indem ich darauf hinwies, dass dies auf meine achtstündige Haft auf der „Freundschaftsbrücke“ zurückzuführen sei, waren wir uns einig, dass wir so ziemlich im Reinen waren.
Brigadier Wales und die Personen seines Kommandos wurden zunächst in dem als Residenz für Premierminister Churchill vorgesehenen Haus untergebracht. Wales schlief in dem Zimmer, das ab dem 15. Juli Churchills Tochter Mary bewohnte.
Am frühen Morgen des 26. Juni fuhr ich um das der englischen Delegation zugewiesene Gebiet herum und fand, daß es aus siebenundvierzig Wohnhäusern verschiedener Größe bestand, von denen jedes in seinem eigenen Garten stand, etwa fünfzehn davon reizend an der Seite des Griebnitzer Sees gelegen. Dies schien für die Unterbringung der Delegierten ausreichend zu sein, aber ich konnte nichts erkennen, was nach einer geeigneten Unterkunft für die unter meinem Kommando stehenden Einheiten, die etwa 5.500 Mann aller Ränge zählten, aussah.
Das für die britische Delegation vorgesehene Gelände befand sich zwischen der Ringstraße (heute: Virchowstraße) im Osten, der Ludwigstraße (heute: Robert-Koch-Straße), der August-Bier-Straße und der Kaiserstraße (heute: Karl-Marx-Straße) im Westen. Die dort stehenden Häuser wurden für die Ankunft der Delegationsmitglieder vorbereitet. Die Vorausabteilung war in Untergruppen aufgeteilt worden und diesen die „Verantwortung für die Instandsetzung der Häuser und ihrer Einrichtungen übertragen“. Die Arbeiten erledigten zunächst deutsche Zivilisten unter der Aufsicht sowjetischer Wachen. Die britischen Fachkräfte und das Hauptkontingent von Wales` Einheiten hatten noch keine Genehmigung erhalten, die russische Zone zu durchqueren, und warteten an der Elbbrücke bei Hohenwarthe.
Dieses und andere Probleme wurden am 29. Juni in einer Beratung angesprochen, die von der sowjetischen Seite durch Marschall Shukow geleitet wurde und an der die für die Unterbringung ihrer Delegationen verantwortlichen Stabsoffiziere der Briten und Amerikaner teilnahmen.
Die Situation wurde jedoch am 29. Juni auf einer Besprechung mit Marschall Schukow in seinem Hauptquartier, an der ich teilnahm, gerettet, als die Genehmigung erteilt wurde, dass alle Einheiten in Magdeburg sofort nach Babelsberg verlegt und ihnen die notwendigen Unterkünfte zur Verfügung gestellt wurden.
Einen Tag später erhielt Brigadier Wales offizielle Unterstützung aus London für die Lösung seiner schwierigen Aufgaben.
Am 30. Juni kamen Oberst Crankshawe, Fräulein Joan Bright und ein halbes Dutzend Vertreter des Kriegskabinetts und des Auswärtigen Amtes auf dem Luftweg in Kladow an und wurden nach Babelsberg gebracht, um sich meiner Gruppe anzuschließen.
Ungefähr zur gleichen Zeit trafen die übrigen Mitglieder meines Hauptquartiers mit dringend benötigten Vorräten ein und einige der Einheiten, die in Magdeburg aufgehalten worden waren, begannen durchzukommen … .
Die offizielle Vertretung aus London und der Stab des britischen Delegations-Hauptquartiers inspizierten die von den sowjetischen Gastgebern festgelegte britische Sperrzone und die darin vorhandenen Häuser. Wie Wales bereits bei seiner Ankunft feststellte, hatten die Sowjets die ihnen für das Delegationsgebiet und den Konferenzort übertragene Verantwortung so ausgelegt, dass für die britischen und amerikanischen Organisatoren nichts zu tun sein sollte.
Man teilte mir mit, daß es nicht nötig sei, daß meine Truppen in das Gebiet einmarschierten, da die Russen mit den notwendigen deutschen Zivilarbeitern die ganze Vorbereitungsarbeit leisten würden, und daß kein anderes Gebiet als das der Delegation zugeteilte zur Verfügung gestellt werden könne.
Es bedurfte einiger Gespräche, teils sehr hart geführt, aber teilweise auch mit diplomatischem Geschick, eine beide Seiten befriedigende Lösung zu finden.
Das Wochenende war einer eingehenden Erkundung des Delegationsbereichs durch meinen Stab und den Mitgliedern des Vorauskommandos aus den Kabinettsbüros und dem Auswärtigen Amt gewidmet, sowie der endgültigen Zuteilung von Häusern an die verschiedenen Mitglieder der britischen Delegation und an die verschiedenen Abteilungen, die Büros und Konferenzräume benötigten. Es wurden drei große Messen ausgewählt, um die zweihundertfünfzig Mitglieder der Delegation zu ernähren, die dies nicht in den ihnen zugewiesenen Häusern tun konnten. Die Zuteilung der Unterkünfte hätte unmöglich von meinem eigenen Personal vorgenommen werden können und ohne die Insiderkenntnis der Sitten und Eigentümlichkeiten einiger Delegierter, die Fräulein Joan Bright und Mrs. Gibbs, die Vertreterin des Auswärtigen Amtes, besaßen.
Als die Gruppe am 2. Juli mit dem Flugzeug nach London zurückkehrte, hatte ich eine sehr viel klarere Vorstellung davon, was wir zu tun hatten und wie wir es angehen sollten. Letzte Einzelheiten über die Ankunft von Spezialvorräten und -ausrüstungen auf dem Luftweg aus London wurden ebenfalls zwischen meinem Stab und Oberst Crankshawe vereinbart, und es wurde ein Programm mit den Ankunftsdaten des Verwaltungspersonals festgelegt, das den Delegierten vorausgehen sollte.
Der Einzug wird vorbereitet
Das von Wales für die Vorbereitung des Delegationsareals eingeplante Personal war fast vollständig in Neubabelsberg angekommen. Einschränkungen musste er hinsichtlich der für den rückwärtigen Bereich sowie für Repräsentationsaufgaben gedachten Einheiten machen. Zur besseren Umsetzung der Aufgaben unterteilte er sein Hauptquartier in zwei Bereiche.
Ich richtete mein vorgeschobenes Hauptquartier in einem halben Dutzend Häusern innerhalb des Delegationsbereichs ein, und mein Hauptquartier unter dem Kommando von Oberstleutnant Lindsay Young in „Elstree“, etwa zwei Meilen entfernt.
Das „vorgeschobene Hauptquartier“ (Adv HQ 4 L of C Sub Area at Babelsberg) wurde mit dem Schloss Cecilienhof sowie mit den im Neubabelsberger Delegationsareal befindlichen Büros, Konferenzräumen sowie Wohnquartieren der offiziellen Delegierten unter dem Codewort „DELEGATION“ im Telefonverzeichnis erfasst. Seine Diensträume befanden sich in der Ludwigstr. 10 (Wales, Gainher, Bevan, Marston), Ludwigstr. 10a (Wicks), Ludwigstr. 11 (Messe des Adv Headquarters), Ringstr. 30-32 (James) und Kaiserstr. 56 (Marshall).
Ich richtete mein vorgeschobenes Hauptquartier in einem halben Dutzend Häusern innerhalb des Delegationsbereichs ein, und mein Hauptquartier unter dem Kommando von Oberstleutnant Lindsay Young in „Elstree“, etwa zwei Meilen entfernt. Zu meinem vorgeschobenen Hauptquartier gehörten unter anderem Oberstleutnant Gainher AA und Q.M.G., Oberstleutnant Wicks D.C.S.O., Oberstleutnant Bevan G.S.0. Ich, Oberstleutnant Milne, Pionierkorps, der die schwierige Verantwortung des Leiters des Einrichtungskomitees übernahm, Oberstleutnant James C.R.E., Mr. Harry Ward, der die Pflichten eines russischsprachigen Dolmetschers und persönlichen Beraters in allen Angelegenheiten vereinte, in denen ich mit unseren Verbündeten zu verhandeln hatte, Subaltern Marston, ATS, der mir als mein persönlicher Assistent zugeteilt war, und später J Comd Marshall, der einen Verwaltungszug von 120 ATS befehligte, die in verschiedenen Funktionen im gesamten Delegationsbereich eingesetzt waren.
Am 2. Juli 1945 wusste das britische Hauptquartier in Neubabelsberg, dass die offizielle Delegation am 15. Juli eintreffen würde. Bis zum 13. Juli wollte Brigadier Wales mit seinen Leuten die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen haben.
Während der zehn Tage, die noch zur Verfügung standen, um alle Vorbereitungen für die Ankunft der Delegation zu treffen, gab es hundertundein verschiedene Probleme, die gelöst werden mussten. Ich verteilte die Arbeit sehr sorgfältig auf die verschiedenen Abteilungen meines Stabes und ließ meinen höheren Stabsoffizieren freie Hand, was die einzige Möglichkeit war, die Arbeit in der kurzen Zeit zu erledigen, die mir zur Verfügung stand. Um 21.00 Uhr hielt ich jeden Abend eine Koordinationskonferenz ab, die zumeist gegen Mitternacht endete.
Die Royal Engineers, unterstützt von zivilen Arbeitskräften, befassten sich hauptsächlich mit der Reparatur von Häusern, der Renovierung von Zimmern, der Bereitstellung von Kesseln und Kochgelegenheiten, Beleuchtungs- und Elektrizitätsanlagen, der Wasserversorgung, der Sanierung von Gärten und dem Bau kunstvoller Straßensperren an allen Eingängen zum britischen Delegationsbereich. …
Alle Geländer und Gartentore wurden neu gestrichen. Das ganze Erscheinungsbild der Gegend verwandelte sich schnell in eines der Sauberkeit und des wohlgeordneten Wohlstands. Die Gartenwege wurden gejätet und geharkt, die Rasenränder und Rasenflächen versetzt und gestutzt, und in den Blumenbeeten wurden Blumen gepflanzt. Hecken und Ziersträucher, die lange vernachlässigt worden waren, wurden beschnitten, um das Bild abzurunden.
In der Literatur wird immer wieder darauf verwiesen, dass die von den Delegationen genutzten Häuser von sämtlichen Einrichtungsgegenständen der Besitzer bereinigt und diese am Rand des Delegationsareals entsorgt wurden.
Kommandant Wales schreibt in seinem Bericht darüber nichts.
Das Einrichtungskomitee unter der Leitung von Oberstleutnant Milne hatte wahrscheinlich eine der schwierigsten und ärgerlichsten Aufgaben. Jedes Haus musste neu eingerichtet werden, um dem Zweck gerecht zu werden, für den es ausgewählt worden war. Einige Häuser wurden angesehenen Mitgliedern der britischen Delegation zugeteilt und waren so einzurichten, dass sie und ihre persönlichen Mitarbeiter darin untergebracht werden konnten. Andere Häuser mussten aufwendig zu Büros umgewandelt und dazu mit geeigneten Möbeln und Geräten ausgestattet werden. Andere wurden in Messen umgewandelt, um jeweils bis zu hundert Mitglieder zu versorgen, und mussten wie komfortable und moderne Restaurants ausgestattet werden.
Lieutenant-Colonel R. W. Milne lässt sich bislang nicht lokalisieren. Im Telefonverzeichnis der Delegation ist nur diese Kurzfassung seines Namens zu finden. Aber keine Telefonnummer und auch keine Unterkunft im Delegationsgebiet.
Das nächste Problem war die Bereitstellung des Personals, das jedes Haus entsprechend seinem zugewiesenen Zweck betreiben sollte. In den meisten Hauptbüros wurden Royal Marines als Ordonnanzoffiziere eingesetzt, und Pioniere wurden als Reinigungskräfte eingesetzt. Catering-Personal wurde aus England und von der B.L.A. importiert, um die Verpflegungseinrichtungen in den Privatwohnungen und in den öffentlichen Messen zu überwachen. Das A.T.S.-Personal war in der ganzen Gegend als Köche, Kellnerinnen und Zimmermädchen verteilt. Ingenieure und Pioniere der Royal Army übernahmen die Rolle von Gärtnern und Heizern.
Jede Delegation war für die Sicherheit des von ihr genutzten Gebietes allein verantwortlich. Dazu mussten sie sich mit den an den Außengrenzen, wie z. B. am Ostufer des Griebsnitzsees, eingesetzten Wachtruppen des NKWD abstimmen sowie mit den an ihr Gebiet grenzenden Nachbarn.
Der Sicherheitsplan war eine schwierige und komplexe Aufgabe, die in kurzer Zeit zu bewältigen war, zumal er sorgfältig zwischen den britischen, amerikanischen und sowjetischen Stäben abgestimmt werden musste. Diese Verantwortung wurde von Oberstleutnant Bevan, meinem G.S.O. 12G. S. O. = General Service Officer. Die Nummer „1“ steht für die hohe Stufe in der Rangfolge., sehr effizient erfüllt. Er bewies großes Geschick und Geduld im Umgang mit seinen Gegenübern.
Der Sicherheitsplan sah wie folgt aus:
Die allgemeine Sicherheit des Gebietes, einschließlich des Konferenzgebäudes Schloss Cecilienhof … und der Straßen vom Delegationsbereich zum Konferenzgebäude und zum Flugplatz in Kladow waren Sache der Russen. Die Gebiete und Straßen, für die sie verantwortlich waren, wurden von einem dreifachen Wachgürtel in Abständen von etwa dreißig Yards bewacht.
Mein Plan für das Delegationsgebiet sah Sicherheitskräfte an jeder Straßensperre vor, ein System von Patrouillen, die durch die Gärten entlang unserer Grenze zur amerikanischen und russischen Zone eingesetzt waren. Spezielle Sicherheitskräfte in den Häusern und auf dem Gelände der wichtigsten Delegations-Mitglieder. Ich beließ die Sicherung durch die Russen am gegenüberliegenden Ufer des Griebnitzsees, etwa 200 Meter von den Gärten der Häuser entfernt, die vom Premierminister und vielen der bedeutenderen Mitglieder der britischen Delegation bewohnt wurden. In dieser Entscheidung unterschied ich mich von den Amerikanern, die die russischen Wachen auf dem gegenüberliegenden Ufer durch eigene Truppen ersetzten.
Hochrangige Mitglieder der Delegation wurden von einer Eskorte der Militärpolizei in Jeeps und auf Motorrädern begleitet, wenn sie das britische Delegationsgelände verließen, um entweder zum Konferenzgebäude oder zum Flugplatz in Kladow zu fahren, die anderen Delegationen zu besuchen und, wie es häufig geschah, in Berlin Sightseeing zu machen. Eines der schwierigsten Probleme bestand darin, die Stabschefs davon abzubringen, auf dem Griebnitzsee mit dem Kanu zu fahren, da dies strengstens verboten war. Außerhalb des von den drei Delegationen besetzten Gebietes befand sich ein Ring von dreigliedrigen Kontrollposten, die mit russischen Wachen und Sicherheitspolizisten aller drei Nationen besetzt waren. Die Russen arbeiteten ein sehr gründliches System von Pässen aus, dem die Briten und Amerikaner zustimmten.
Die Sicherheitsanordnungen wurden am 14. Juli, einen Tag vor der Ankunft des Premierministers und der wichtigsten Mitglieder der Delegation, verhängt und blieben bis nach ihrer Abreise am 3. August in Kraft.
Von Militärpolizisten der drei Nationen besetzte Kontrollpunkte befanden sich in Klein Glienicke an der Kreuzung Lankestr./Waldmüllerstr. sowie an den Zufahrten zum Neuen Garten in der Straße Am Neuen Garten und an der Kreuzung Große Weinmeisterstr./Bertinistraße. Ein weiterer alliierter Kontrollpunkt war an der Kreuzung heutige Rudolf-Breitscheid-Str./Forststraße.
Die Routen auf dem ganzen Gebiet wurden von den Russen mit größter Sorgfalt geplant, wobei spezielle Straßen den hochrangigen Mitgliedern der drei Delegationen vorbehalten waren, die auf ihren Windschutzscheiben den höchsten Grad des Autopasses trugen, der sie berechtigte, alle Schranken zu passieren, ohne aufgehalten zu werden. Selbstverständlich durften keine deutschen Zivilisten auf oder in der Nähe dieser Routen fahren, die von russischen Wachen gesäumt waren.
Eine besonders attraktive Abkürzung vom Delegationsbereich zum Flugplatz in Kladow führte den größten Teil des Weges durch schöne Wälder entlang des Seeufers und überquerte eine Pontonbrücke, die am Ort einer vormaligen Fähre errichtet worden war. Dies war die Route, die die alle Mitglieder der Delegation für die An- und Abreise benutzten.
Die Formulierung „spezielle Straßen den hochrangigen Mitgliedern der drei Delegationen vorbehalten waren“ führt erneut zu der bereits in anderen Texten geäußerten Annahme, dass es auch eine besondere und zeitlich kürzere Zufahrt zum Schloss Cecilienhof über die Schwanenallee und die Schwanenbrücke gab.
Im weiteren Verlauf seines Berichts geht O. M. Wales wieder auf die Sicherheitsmaßnahmen im Delegationsbereich ein.
Es war notwendig, aus administrativen und Sicherheitsgründen bestimmte Einheiten in den Delegationsbereich einzubeziehen. Die Kompanie der Militärpolizei war in Zelten in einem Garten untergebracht, und in der Nähe wurde ein kleines Lager für die etwa 50 Mann zählende Patrouillentruppe errichtet. Ein großer Teil der War Office Car Company war ständig in dem Gebiet untergebracht3Ringstr. 26, und es gab zwei große Häuser, die dem A.T.S.-Verwaltungszug zugewiesen waren. …
Besondere Aufmerksamkeit wurde der Gestaltung der Sperren an den Straßenübergängen zu den benachbarten Zonen gewidmet. Das war an der Kreuzung Ringstr./Kaiserstr./Sauerbruchstr. im Norden, Ringstr./Kaiserstr./ Domstr. im Süden sowie an den Kreuzungen August-Bier-Str./Wilhelm-Filchner-Str. (heute: Rosa-Luxemburg-Str.) und Ludwig-Str./Wilhelm-Filchner-Str./Domstr. im Westen des Gebietes. Nach Osten hin verlief die Grenze im Griebnitzsee.
(D)ie Planung und der Bau der Straßensperren riefen bei den Mitgliedern der britischen Delegation viele Lobes- und Bewunderungsbekundungen hervor. Diese Barrieren bestanden aus einer Fallstange, die hübsch mit weiß gestrichenem Sperrholz bedeckt war, von einem Gegengewicht betätigt und mit zwei roten elektrischen Lichtern versehen war, um ihre Position bei Nacht anzuzeigen. Für die Sicherheitspolizei wurden Wachhäuschen aus weiß gestrichenem Holz mit verglasten Fenstern zur Verfügung gestellt, und jede Schranke wurde nachts elektrisch beleuchtet. An jeder Barriere wehte ein großer Union Jack von der Spitze eines weißen Fahnenmasts.
Interessant ist die Beschreibung der Organisation des Verkehrs und seiner Regulierung außerhalb des Konferenzareals.
Die Kontrolle des Verkehrs auf dem gesamten Gebiet wurde von sowjetischen Polizistinnen ausgeübt. Gekleidet in khakifarbene Tuniken, mit marineblauen Faltenröcken und Baskenmützen sowie Kniestiefeln, waren diese Frauen ein sehr malerischer Anblick. Jede trug ein Gewehr oder eine automatische Waffe und zwei kleine Fähnchen – eine rote und eine gelbe – mit denen sie den Verkehr regelten. Diese Mädchen beherrschten eine sehr clevere und attraktive Übung, die auf auf dem Papier schwer zu beschreiben ist. Die letzten beiden Handlungen bestanden aus der Übergabe beider Fahnen in die linke Hand und einem Salut mit der rechten. Diese Übung wurde durchgeführt und allen Fahrzeugen, ob nun Unteroffiziere darin saßen oder nicht, eine Geste der Höflichkeit erwiesen. Das einzige schwache Glied in dieser Organisation war, dass viele Fahrer von dem schicken Erscheinungsbild und der Übung der Mädchen so angezogen wurden, dass sie sich nicht ausreichend auf das Signal konzentrierten, das sie gaben. Ich habe persönlich keine Unfälle gesehen, aber ich bin mir sicher, dass es sehr viele gegeben haben muss.
Das Kommunikationssystem gehörte mit zu den sensiblen Bereichen bei der Vorbereitung auf die Konferenz. Bislang konnte kein Dokument gefunden werden, das den Delegationen den Kontakt untereinander vor den Zusammenkünften der Großen Drei im Schloss Cecilienhof, während ihrer Beratungen und danach untersagte. Vor und während der Konferenz wurden jedoch hochsensible Informationen zwischen den einzelnen Delegationen und ihren Herkunftsländern sowie zwischen den in Neubabelsberg tätigen Delegationsmitgliedern übermittelt.
Eine der größten Aufgaben, die es zu bewältigen galt, war die Einrichtung von Telefonverbindungen innerhalb des Gebiets und die Verbindung mit der Außenwelt drahtlos und über lange Leitungen. Dies war in der Tat eine sehr große Aufgabe und wurde am effizientesten von den Signals der Zweiten Armee unter dem Kommando von Oberstleutnant Walker unter der Leitung von Oberstleutnant Wicks, meinem D.C.S.O, durchgeführt. Eines der vielen Komplimente, die die Leiter der Delegation meinem Amtssitz machten, war ihre Anerkennung für den effizienten Telefondienst im gesamten Delegationsbereich, der ihrer Meinung nach so viel zum reibungslosen Ablauf der Konferenz beigetragen hat.
Der von Wales verwendete Begriff „Signals“ steht für die Nachrichteneinheiten des Royal Corps of Signals der britischen Armee. Lieutenant Colonel G. F. H. Walker konnte noch nicht genauer ermittelt werden. Bekannt ist, dass er mit seinen Nachrichtenleuten in einem Zeltlager auf einem außerhalb des Delegationsgebietes befindlichen Gelände mit der Codebezeichnung „Wembley“ untergebracht war. Hierbei handelt es sich um den Babelsberger Sportplatz „Sandscholle“. Lieutenant Colonel C. L. Wicks arbeitete als Stellvertretender Stabschef unter Brigadier Wales im Hauptquartier der Delegation.
Das Nachrichtenzentrum der britischen Delegation befand sich in den Häusern Ringstr. 1, 3 und 5. Hier waren der Kommandeur des Zentrums (Superintendent), die Verschlüsselungsabteilung (Cypher Room), die Schreibkräfte und der Raum für die zur Nachrichtenübermittlung mit Boten genutzten Taschen (bag room) sowie die Techniker (engineers) untergebracht. Für die 24 Stunden bzw. 12 lang eingesetzten Nachrichtenleute (clerks) gab es spezielle Schlafräume.
Für die Information der Beschäftigten und der Delegationsmitglieder gab das Hauptquartier ein täglich erscheinendes Mitteilungsblatt heraus. Sein Titel lautete „All Informed“ (Alle informiert). Am 20. Oktober 1944 erschien die erste Ausgabe, das letzte Exemplar am 31. Oktober 1945. Dieses und das Informationsblatt vom 8. August 1945, mit der Nummer 293, sind bekannt. Wo alle anderen abgeblieben sind, ließ sich bislang nicht ermitteln. Die Ausgaben des Mitteilungsblattes bewegten sich einem Umfang zwischen einem beidseitig bedruckten Blatt bzw. mehreren Blätter.

Die Übersetzung des Abschiedsgrußes lautet:
ANLÄSSLICH DER AUFLÖSUNG DES HQ 4 L DES UNTERBEREICHS C
Eine persönliche Nachricht des Kommandeurs
Anlässlich der Auflösung meines Hauptquartiers möchte ich die Gelegenheit nutzen, um meine tiefe Wertschätzung für die hervorragende Arbeit auszudrücken, die Sie geleistet haben, und Ihnen aufrichtig für Ihre Treue, Unterstützung und die Art und Weise zu danken, wie Sie stets meine Politik der Aufrechterhaltung eines höchstmöglichen Standards an Effizienz und Disziplin umgesetzt haben.
Dieses Hauptquartier, das Anfang 1944 aus dem Hauptquartier der Infanteriebrigade 163 gebildet wurde, hat während des gesamten Feldzugs in Nord-West-Europa hervorragende Dienste geleistet.
Von unserer Landung in Arromanches am 6. Juni 1944 bis zu unserem letzten Einsatz in Berlin haben wir eine Vielzahl wichtiger Aufgaben übernommen und große Verantwortung getragen, die wir mit beachtlichem Erfolg erfüllt haben.
Die Verwaltung des Hafens von Arromanches und eines großen Gebiets innerhalb des Brückenkopfs in der Normandie war unsere erste Aufgabe, auf die wir sehr stolz waren. Anschließend zogen wir nach Lille, wo wir zu den ersten Truppen gehörten, die die Stadt betraten. Kurz darauf nahmen wir Brüssel ein und verwalteten dort neun Monate lang den vorgeschobenen Stützpunkt. Im Frühsommer 1945 wurden uns unter dem Kommando der Ersten Kanadischen Armee bestimmte Aufgaben in Holland übertragen. Später zogen wir nach Potsdam, um die britische Delegation bei der Dreimächtekonferenz zu verwalten.
Unsere letzte Aufgabe, die Unterbringung der britischen Kontrollkommission in Berlin vorzubereiten, beendet unsere Laufbahn als Hauptquartier 4 L des Untergebiets C.
Während des gesamten Einsatzes habe ich darauf geachtet, Ihnen alle Dankesbotschaften und Anerkennungen weiterzuleiten, die ich von Zeit zu Zeit erhielt. Sie wissen daher bereits, dass die hohe Qualität Ihrer Arbeit mehrfach gewürdigt wurde.
In den letzten achtzehn Monaten hat es in meinem Hauptquartier viele Veränderungen gegeben, und wir alle haben viele gute Freunde gefunden, die entweder andere militärische Aufgaben übernahmen oder ins zivile Leben in der Heimat zurückgekehrt sind. Die wenigen, die jetzt noch übrig sind, werden sich in Kürze auflösen, um verschiedene Aufgaben innerhalb der Britischen Rheinarmee anzunehmen oder in England wieder zivile Berufe auszuüben.
Wohin Sie auch gehen mögen, ich sende Ihnen meine besten Wünsche für Ihr Glück und Ihren Erfolg in Ihrer neuen Karriere und meinen Dank für alles, was Sie in der Vergangenheit für mich getan haben.
Viel Glück Ihnen allen und auf Wiedersehen.BRIGADIER O. W. Wales
Das geteilte Hauptquartier
Die Vorbereitungen von Brigadier Wales auf seinen Einsatz in Neubabelsberg zielten darauf ab, mit Einheiten in einer Gesamtstärke von 5500 Mann dort einzurücken. Aus seiner Sicht als Kommandeur war es logisch, unter Beachtung der zu bewältigenden Aufgaben so zu planen. Doch er berücksichtigte dabei weder, dass die sowjetische Seite, durch deren Gebiet dieses große Truppenkontingent geführt werden musste, darüber nicht begeistert sein würde. Zumal auch die Amerikaner mit einem großen Aufgebot in Neubabelsberg einzurücken gedachten.
Um die Truppenbewegungen unter Kontrolle zu behalten und Zeit zu haben, deren Auswirkungen auf das Delegationsareal zu prüfen, wurden die Briten an der Elbebrücke bei Hohenwarthe und die Amerikaner an der Brücke über die Elbe bei Vockerode aufgehalten. Die Erlebnisse, die er dabei hatte, beschreibt Wales sehr ausführlich in seinem Abschlussbericht. Wie es ihm und den ihn begleitenden Truppen erging, ist vorstehend beschrieben worden.
Doch das betraf nur rund 500 der für den Einsatz vorgesehenen Kräfte. Die restlichen 5000 warteten noch an der Elbe. Zudem registrierte Wales bei seiner ersten Besichtigung des britischen Delegationsareals am 26. Juni 1945, dass es dort zwar ausreichend Platz für die Delegationsmitglieder gab und für die sie direkt betreuenden Personen, aber keinen für das britische Hauptkontingent.
Ich wandte mich an General Karanadze und fragte, wo meine Truppen untergebracht werden sollten und ob er Maßnahmen ergreifen könne, ihnen einen Durchgang über die „Freundschaftsbrücke“ bei Magdeburg zu gewähren. Man teilte mir daraufhin mit, daß es nicht nötig sei, daß meine Truppen in das Gebiet einmarschierten, da die Russen mit den notwendigen deutschen Zivilarbeitern die ganze Vorbereitungsarbeit leisten würden, und kein anderes Gebiet als das der Delegation zugeteilte zur Verfügung gestellt werden könne. Ich sagte General Karanadze, daß ich völlig entgegengesetzte Instruktionen erhalten hattee und in Magdeburg 5000 Soldaten darauf warteten, zu mir zu kommen. Die Antwort war das unvermeidliche „Nein“ und der Verweis auf ausstehende Anweisungen von höherer Stelle. Dann fragte ich, ob der Rest meines Hauptquartiers mit einem Konvoi mit lebenswichtigen Vorräten vorgezogen werden könne. Doch die Antwort war die gleiche.
Dies führte zu einer ziemlich unangenehmen Situation, die angesichts des Mangels an zur Verfügung stehender Zeit, um alle notwendigen Vorbereitungen für die Ankunft der Delegation zu treffen, ernst erschien. Nach vielem Druck wurde schließlich vereinbart, eine Erkundung durchzuführen, um zusätzliche Unterkünfte oder Plätze zu finden, in Erwartung der Genehmigung Moskaus zum Vorrücken meiner Truppen. Das war ein deutlicher Schritt nach vorn, und ich verschwendete keine Zeit, um das Beste aus der Situation zu machen. Nach viel harter Arbeit und vielen unnötigen Rangeleien über Einzelheiten, sowohl mit Russen als auch mit Amerikanern, gelang es mir, große Flächen zu bekommen, wo es möglich war, meine Einheiten unterzubringen, falls ihr Einzug in das Gebiet schließlich genehmigt werden sollte.
Hier zeigte sich der Grundkonflikt zwischen den mit der Organisation der Konferenz beauftragten Sowjets einerseits und den ihre eigenen Wünsche durchsetzenden Delegationen Großbritanniens und der USA. Die Amerikaner erhöhten bis zum Konferenzbeginn die Zahl der Delegationsmitglieder in einem Umfang, dass das für sie vorgesehene Areal in Richtung Westen erweitert wurde. Die Folge war, dass weitere deutsche Bewohner ihre Wohnungen verlassen mussten und Deutsche ihren Hausbesitz verloren.
Die von Wales vorgetragenen Wünsche zur Unterbringung seiner 5000 Leute sowie der dazugehörenden Fahrzeuge und Ausrüstungen hätten bedeutet, dass nicht nur Neubabelsberg zu räumen war, sondern auch weitere Teile von Nowawes und Neuendorf. Die sowjetische Seite versuchte, dem Dilemma zu entkommen, und suchte nach pragmatischeren Lösungen. Da die für die Amerikaner vorgesehene Besatzungszone in Berlin an Neubabelsberg angrenzte, konnten dort die nicht im Konferenzgebiet unterzubringenden amerikanischen Truppen untergebracht werden. Das ging bei den Briten nicht. Die einzige Möglichkeit, in der „Nähe“ des Konferenzgeländes Einheiten zu stationieren, war der ihnen zugewiesene Flugplatz in Gatow.
Die Lager, die ich auswählte und die schließlich während der gesamten Zeit der Operation von meinen Truppen genutzt wurden, wurden „Wembley“ genannt, weil es dort einen Fußballplatz gab; „Elstree“, das sich auf dem Gelände der übriggebliebenen UFA-Studios befand, und „The Wilderness“, weil es wie eine Wildnis aussah.
Die Einheiten mussten in Zelten kampieren. Diese gab es aber nicht. Sie mussten erst von Herford mit der Bahn über Magdeburg nach Babelsberg geliefert werden. Doch am 29. Juni harrte das britische Truppenkontingent weiterhin seit Tagen in Magdeburg an der Elbbrücke aus. Erst in einer Besprechung am gleichen Tag unter Leitung von Marschall Schukow wurde der Weg für sie nach Babelsberg frei gemacht, wo sie am 30. Juni eintrafen. Wales musste aber dennoch Einschnitte vornehmen.
Die Frage der Unterbringung der Truppen war noch sehr schwierig, und ich beschloss, bestimmte Einheiten aus meiner Schlachtordnung zu streichen, um eine Krise zu vermeiden. Darunter befand sich die 2nd Bn The Scots Guards, abzüglich einer Kompanie für zeremonielle Ehrengarden.
Es ist davon auszugehen, dass im Umfeld der drei außerhalb des Delegationsgeländes gelegenen Gebiete stehende Häuser mit einem Teil der britischen Truppen belegt wurde. Dabei handelte es sich vor allem um Bauten der Gewoba e.G. an der Paul-Neumann-Straße sowie in deren Umgebung. Die auf der Internetseite der Genossenschaft zu findende Eintragung, dass im Oktober 1945 ein Drittel des Wohnungsbestandes durch die sowjetische Besatzungsmacht beschlagnahmt wurde, müsste deshalb präzisiert werden.4https://www.gewoba-eg-babelsberg.de/seite/351556/auszug-aus-der-geschichte-der-gewoba-eg-babelsberg.html
In dem Bericht von Wales gibt es einen Hinweis auf die Wohnsituation in diesen Häusern.
Zu dieser schwierigen Atmosphäre gesellte sich die Tatsache, daß die Wohnungen, in denen meine Einheiten wohnten, sehr überfüllt und unbequem waren und daß sie mit Essensrationen ernährt wurden, die für die Art der von ihnen zu erfüllenden Aufgabe unzureichend war. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß die Lage nicht sehr glücklich war, versammelte ich alle meine kommandierenden Offiziere und meinen Stab, erklärte ihnen die Situation und forderte sie auf, mit ihren Leuten zu sprechen und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Atmosphäre zu reinigen und die Moral ihrer Leute hochzuhalten.
Im Mitteilungsblatt des Hauptquartiers „All Informed“ veröffentlichte Wales zugleich einen persönlichen Aufruf an seine Leute.
Ich habe das Gefühl, dass ich Ihnen unter den seltsamen Umständen, in denen wir uns befinden, helfen möchte, die Situation zu verstehen und Ihre Schwierigkeiten zu überwinden.
Wir sind alle als eine eigens ausgewählte Mannschaft hierher gekommen, um die äußerst schwierige Aufgabe der Vorbereitung und Betreuung der britischen Delegation bei der in Kürze stattfindenden Dreimächtekonferenz zwischen Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika und Rußland zu übernehmen. Trotz aller Schwierigkeiten muß es gelingen, die uns übertragene Aufgabe zu erfüllen. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund kam es zu einem Mißverständnis zwischen unserer Regierung und der unserer russischen Verbündeten. Für die Truppen unter meinem Kommando wurde keine Unterkunft geschaffen, und deshalb befindet ihr euch jetzt in überbelegten Lagern. Ich unternehme jedoch Schritte, um mehr Zelte für euch zu bekommen und hoffe, dass ihr euch in Kürze wohler fühlt. Ich habe auch angewiesen, alles Mögliche zu tun, um mehr und bessere Wohlfahrtseinrichtungen zur Verfügung zu stellen, und ich hoffe, dass diese bald passieren wird.Ich habe das Gefühl, daß sich einige von Ihnen über die strenge Sicherheit ärgern, die von den Russen in dem ganzen Gebiet, in dem wir leben und arbeiten, aufrechterhalten wird. Ich rate Ihnen, daran keinen Anstoß zu nehmen oder es als Zeichen von Mißtrauen und Argwohn zu interpretieren. Unsere russischen Verbündeten haben einen extrem hohen Sicherheitsstandard entwickelt, den sie trotz der Beendigung der Feindseligkeiten eindeutig aufrechterhalten wollen. Es steht uns nicht zu, diese Politik infrage zu stellen, und deshalb müssen wir die ziemlich unerwarteten Umstände, in denen wir uns befinden, mit Wohlwollen und ohne Verlust von Temperament und Würde hinnehmen. Ich unternehme Schritte, um sicherzustellen, dass den britischen Truppen in diesem Gebiet ein Höchstmaß an Bewegungsfreiheit gewährt wird.
Die Versorgungsprobleme sind vielfältig und schwer zu lösen, was die Tatsache erklärt, dass Sie seit einiger Zeit auf Komplekterationen5Für Notfallsituationen beim Militär dienende Rationen, bestehend aus Dauerbackware oder in Dosen bzw. Tuben verschlossenen Lebensmitteln. Komplekte wurden ausgegeben für die Versorgung auf Märschen bzw. in Manöversituationen. Bei der NVA gab es jeden Monat einen Komplektetag, an dem schon lange liegende Lebensmittel ausgegeben wurden. Nach dem Komplektetag erfolgte eine Erneuerung des Lagerbestandes. angewiesen sind. Ich kann Ihnen versichern, dass sich die Situation bald verbessern wird. …
Auf dem UFA-Gelände („Elstree“) gab es Zeltlager, Büroräume, Fahrzeugparks und Werkstätten. Der Sportplatz an der Sandscholle („Wembley“) wurde von den dort untergebrachten Nachrichteneinheiten als Sportanlage genutzt. Am Rand standen die Zelte und Fahrzeuge.
Im Bereich „Elstree“-richtete Brigadier Wales sein eigentliches Hauptquartier ein und stellte dieses unter die Leitung von Lieutenant Colonel Lindsay Young. Somit erfuhr er stets aus erster Hand, wie sich die Situation zwischen den britischen Soldaten und dem sowjetischen Wachpersonal gestaltete.
Eines der schwierigsten Probleme, mit denen wir in dieser Zeit der Vorbereitung zu kämpfen hatten, war die außerordentliche Haltung der Russen gegenüber den britischen und amerikanischen Truppen und der Sicherheit des Gebietes, in dem sie sich befanden. Obwohl wir unsere eigene Polizei an den Eingängen zu den Lagern in „Wembley“, „Elstree“ und „The Wilderness“ hatten, unterhielten die Russen einen Kordon von Wachposten um jeden Bereich, der den Eindruck erweckte, dass die Bewohner in gewissem Sinne auf Befehl unserer Alliierten eingesperrt seien. Es gab mehrere Fälle, in denen russische Wachposten ungerechtfertigt in die Bewegungen britischer Soldaten eingegriffen hatten, und einmal wurden zwei meiner Leute gewaltsam daran gehindert, sich auf dem Bürgersteig mit zwei amerikanischen Soldaten zu unterhalten. Es war schwierig, den Grund für diese Haltung zu verstehen, und ich kann nur vermuten, dass die Befehle des örtlichen sowjetischen Befehlshabers von den Offizieren, die die für die allgemeine Sicherheit des Gebiets verantwortlichen Einheiten befehligten, falsch interpretiert worden waren.
Ich habe meine Ansichten sehr nachdrücklich gegenüber General Karanadze vertreten, der aufrichtig über die Angelegenheit besorgt war und Schritte zur Verbesserung der Situation unternahm. Danach kam es nicht mehr zu Interferenzen mit britischen Soldaten, obwohl der Kordon der russischen Wachposten die Gebiete, in denen meine Truppen untergebracht waren, weiterhin umgab. Es ist mir jedoch gelungen, mit General Karanadze übereinzustimmen, daß meine Leute innerhalb bestimmter Grenzen völlige Bewegungsfreiheit haben sollten, um auszugehen und sich in der Freizeit zu erziehen. Diese ungewöhnliche Haltung hatte jedoch zweifellos einen gewissen Schaden angerichtet, und meine Leute fühlten, und ich glaube mit Recht, daß sie nicht als siegreiche Bundesgenossen behandelt wurden, sondern daß sie mit schwerem Mißtrauen betrachtet wurden, anstatt in einer Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens empfangen zu werden. Ich gebe hier meine Meinung wieder, daß die Truppen unter meinem Kommando unter diesen ungewöhnlichen und höchst unannehmbaren Bedingungen große Geduld und Selbstbeherrschung an den Tag legten.
Anmerkungen
- 1https://www.trumanlibrary.gov/photograph-records/63-1456-71
- 2G. S. O. = General Service Officer. Die Nummer „1“ steht für die hohe Stufe in der Rangfolge.
- 3Ringstr. 26
- 4https://www.gewoba-eg-babelsberg.de/seite/351556/auszug-aus-der-geschichte-der-gewoba-eg-babelsberg.html
- 5Für Notfallsituationen beim Militär dienende Rationen, bestehend aus Dauerbackware oder in Dosen bzw. Tuben verschlossenen Lebensmitteln. Komplekte wurden ausgegeben für die Versorgung auf Märschen bzw. in Manöversituationen. Bei der NVA gab es jeden Monat einen Komplektetag, an dem schon lange liegende Lebensmittel ausgegeben wurden. Nach dem Komplektetag erfolgte eine Erneuerung des Lagerbestandes.
© GeschichtsManufaktur Potsdam, 28. August 2025